The medium is the message lautet ein zentraler Gedanke von Marshall McLuhan. Was immer man kommunizieren möchte, wird also maßgeblich vom verwendeten Medium geformt.
„Presentation Camp“ war eigentlich die Idee eines Tutoriums für Ersties im Rahmen unseres Studiums der Medienbildung an der OvGU. Und obwohl diese Idee zunächst naheliegend und sinnvoll erschien, scheiterte sie jedoch an diversen praktischen Einschränkungen. Was uns wiederum veranlasste, nach dem Zusammenhang zwischen Medium und Nachricht zu fragen.
Darum werden wir in den folgenden Wochen und Monaten die durchaus interessanten Gedanken, die uns zur Idee des Tutoriums gebracht haben, in neue Formen bringen und verbloggen. Wir glauben, dass dieses vielseitigere Medium dem Thema besser Rechnung tragen kann. Wir, das sind Jens (aka yodahome) und Dan (aka danvers) mit unseren Blogs Senseless wisdom of life und Pixelspace.org – visualization, programming & art.
Es geht dabei zunächst weniger bis gar nicht um unsere Regeln für Gestaltung, Anleitungen oder technische Fragen (wir werden später durchaus auch darauf kommen) sondern um die breite Vielfalt an Möglichkeiten eine Idee so zu medialisieren, dass sie das Interesse eines Publikums weckt. Es geht um gute oder schlechte Beispiele, Vorbereitung und Anspruch sowie die Fähigkeit zur Entscheidung, welche Methode den Anforderungen am besten gewachsen ist.
Warum ein Presentation Camp?
In den letzten 6 bis 7 Monaten haben wir in Vorbereitung auf dieses Thema ganz bewusst Präsentationen auf ihre Qualität hin beobachtet. Wir sind beide Masterstudenten im Studiengang Medienbildung und eine wichtige Form der Leistungserbringung besteht im Halten von Präsentationen mit variierendem Umfang (10 min bis 45 min, auch in Gruppen) zu medienwissenschaftlichen und bildungstheoretischen Sachverhalten. Doch nicht nur unsere Komilitonen, auch die Dozenten sowie Gastredner präsentieren regelmäßig für uns. In jedem Fall besteht das Publikum aus Studenten und Lehrenden. Wir haben auch schon an Konferenzen und Kolloquien sowie klassischen Weiterbildungen teilgenommen, auch hier sind Präsentationen eine wichtige oder sogar die primäre Form der Kommunikation. Die Qualität einer Präsentation, eines Vortrags oder einer Rede kann man im Publikum meist problemlos ablesen. Sind die Leute gelangweilt, abgelenkt oder unaufmerksam dann ist das ein deutliches Zeichen für einen schlechten Vortrag. Wir haben festgestellt, dass die Qualität von Präsentationen sehr schwanken kann. Es gibt viele klare Fehler, die man machen kann, manche hängen mit der Art oder mangelnder Vorbereitung zusammen oder mit einer falschen Zielsetzung. Selbst altgedienten Präsentierenden mit langjähriger Lebens- und Berufserfahrung scheint manchmal unklar zu sein, was eine gute Präsentation ausmacht und dass sie einem -meist interessierten- Publikum gegenüberstehen, welches natürlich bestimmte Erwartungen hat, die man besser adäquat erfüllen sollte um seine Nachricht zu verbreiten.
Wissenschaftliche Präsentation vs. Speech, talk, Vortrag
Es scheint gerade im Wissenschaftsbetrieb an vielen Stellen der Eindruck vorzuherrschen, eine seriöse Präsentation zeichnet sich durch eine gewisse puristische und bisweilen anachronistische Form des Vortrages aus. Viele Vortragende lesen – auf Papier oder Powerpoint – gedruckte Texte vor, beziehen ihr Publikum nicht ein, haben keine oder keine nachvollziehbare Struktur, schlecht lesbare, textbasierte Folien oder einfach nichts vorbereitet während sie gleichzeitig nicht in der Lage sind gut zu improvisieren. Wir werden auf diesen Aspekt in einem eigenen Beitrag eingehen, aber wir sind grundsätzlich der Meinung, dass das nicht geht.
Gar nicht!
Grundsätzlich glauben wir, dass auch ein wissenschaftlicher Vortrag keine Rechtfertigung ist sein Publikum zu langweilen. Einige verzichten auf Folien oder visuelle Unterstützung. Das geht durchaus, es ist sogar die Urform jedes guten Vortrages, also der erste Schritt in der Vorbereitung. Und daher auch Thema des ersten Beitrages dieser Reihe.
Partiell scheint auch eine Ablehnung der Präsentationsformen aus der freien Wirtschaft (Produktpräsentationen, Marketing) und der damit verbundenen Regeln vorzuherrschen. Die Vorstellung, dass man seine Erkenntnisse auch gut verkaufen können muss, scheint nicht flächendeckend akzeptiert zu werden. Dabei geht es nicht um sogenanntes „dumbing down“, also Simplifizierung von allzu komplexen Inhalten, sondern um klare Strukturen, Konzentration auf die Kernpunkte und einer publikumsorientierten Aufbereitung. Meist folgt dem Vortrag auch eine Diskussionsgelegenheit, weshalb man Detailfragen und umfangreichere Erklärungen bei Bedarf fast immer dorthin auslagern kann. Genau das soll auch hier im Blog geschehen, denn wir haben zwar Themen und Inhalte von langer Hand vorbereitet, freuen uns aber über reichhaltige Diskussionen und werden gegebenfalls auch in spontanen Beiträgen darauf reagieren.
Unsere Motivation wird im Groben ganz gut durch den Artikel „Let there be Stoning!“ von Jay H. Lehr beschrieben, er sei deshalb als Lektüre bis zum ersten ‚echten‘ Artikel hier wärmstens empfohlen.