Auf Grund von Uni-Stress haben wir in den letzten Wochen hier keinen anständigen Beitrag zustande bekommen. Damit aber keine bleibenden Schäden aufgrund von Entzugserscheinungen zurückbleiben, gibt’s heute zumindest einen kleinen Happen für zwischendurch.
Wie schon angekündigt, wollen wir zwischen den eher unfangreicheren How-Tos auch immer mal besonders auffällige Präsentationsstile und bekannte Vorträge vorstellen. Erster in dieser Reihe ist Hans Rosling, der sich insbesondere durch seine durchdachte und unterhaltsame Art Daten zu visualisieren auszeichnet.
Hans Gösta Rosling wurde 1948 in Schweden geboren und hat Medizin und Statistik studiert. Er hat eine beeindruckende medizinische Karriere hinter sich, unter anderem entdeckte er 1981 den Ausbruch der bis dahin unbekannten Krankheit Konzo. Seit 1999 ist er Professor für internationale Gesundheit am Karolinska Institutet und außerdem hat er mit seinem Sohn und seiner Schwiegertochter die Gapminder-Stiftung gegründet. Dort wurde die Software Trendalyzer entwickelt, die mittlerweile von Google übernommen wurde. Mit ihr lassen sich internationale statistische Daten verständlich aufbreiten und darstellen, Roslings resultierende Vorträge (insbesondere seine Vorträge auf der TED Konferenz) haben ihm internationale Popularität und auch einige Preise eingebracht. Ziel von Gapminder ist es, eine auf Fakten basierende Weltsicht zu ermöglichen. Außerdem fordert Rosling neben anderen Vertretern, die Daten der Welt uneingeschränkt öffentlich zugänglich zu machen.
Zentraler Bestandteil von Roslings Vorträgen sind wie schon erwähnt interaktive Grafiken von statistischen Daten, über die er beispielsweise mit der noch immer verbreiteten historischen Unterteilung in Industrienationen und Entwicklungsländer aufräumen will. Dabei sind auf einem klassischen XY-Diagramm (z.B. X=Kindersterblichkeit, Y=Kinder pro Mutter) die Länder mit Bällen („bubbles“ oder „balls“) markiert, deren Durchmesser die Bevölkerungszahl darstellen. Der Verlauf der Werte über die Jahre wird dann durch Animation der Blasen gezeigt. Länder, die im Diagramm eng beieinander liegen, weisen demnach ähnliche Daten auf und es zeigt sich deutlich, dass wir es heute durchaus mit einer anderen Welt zu tun haben als wir glauben. Diese im Grunde einfache grafische Auswertung kombiniert mit Roslings engagiertem Erzählstil macht seine Präsentationen verständlich und unterhaltsam. Er benutzt überschaubare Analogien ohne damit das Problem bis zur Unkenntlichkeit zu vereinfachen. Dem gewillten Zuhörer wird somit die Möglichkeit gegeben, das Gesagte leicht zu rekonstruieren und aufbauend darauf die größeren Zusammenhänge zu erfassen.
Gapminder bietet einen Online-Service mit dem man selbst Diagramme generieren kann und seit kurzem gibt es auch eine auf AIR basierenden Desktopsoftware. Erklärt wird auch, wie man diese Animationen in einen eigenen Vortrag einbinden kann. Da wird man doch ein bißchen neidisch, wenn man bedenkt, dass Schülern heute all das zur Verfügung steht, während wir früher maximal einen meist schon Jahre alten Atlas benutzen konnten. Hier ein kurzes Beispiel in 10 Minuten:
An diesem Beispiel lassen sich 3 Dinge feststellen:
1. Man kann Daten und Diagramme mit entsprechender Vorbreitung problemlos in Präsentationen einbetten, selbst in Kurzpräsentationen.
2. Diagramme müssen nicht langweilig, unübersichtlich, verwirrend oder optisch unansehnlich sein, wenn sie richtig inszeniert werden, können sie sogar Spaß machen.
3. Wenn es Daten gibt, die ein Argument für den Inhalt deiner Präsentation bringen, nutze sie!!
Gleichzeitig sind auch die anderen von uns schon angesprochen Punkte bei Rosling sichtbar: Storytelling, klare Struktur mit den zentralen Punkten vor Augen, freie Rede, auf das Publikum eingehen. Und trotzdem zeigt sich ein ganz persönlicher, individueller Charme in diesen Vorträgen. Den kann man natürlich nicht übernehmen, man muß schon seinen eigenen Stil finden.
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Beitragsbild by Joi